Gemeinde-Diagnose

In den Sendschreiben gibt Jesus eine kurze, aber sehr präzise Diagnose an sieben Gemeinden weiter. Es geht um Trost, Ermutigung und Ermahnung. Wie sehen heute prophetische Botschaften über den Zustand der Gemeinde in Deutschland aus? Was sehen die auf Liebe und Wahrheit ausgerichteten Apostel und Propheten, ist doch die Gemeinde auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut (Eph 2,20)?

Lob und Tadel

Lobend ist zu erwähnen, dass es noch bibeltreue und Israel liebende Gemeinden gibt. Viele Gemeinden und Gemeindebewegungen richten sich verstärkt evangelistisch und auf die junge Generation aus und gründen neue Gemeinden. Man kümmert sich intensiver um die Neubekehrten, vernetzt sich stärker und baut mehr auf Teamarbeit. In Sachen Gebet gibt es zwar leider nur kleine, aber doch spürbare Fortschritte.
Dafür sind in der Leiterschaft vermehrt dominant-kontrollierende bis hin zu manipulativen Ansätzen sichtbar. Es geht teilweise um Macht-, Ruhm- bzw. Mitgliedererhalt oder „Hauptsache Wachstum“. Einige bisher bibeltreue und gesunde Gemeinden öffnen sich liberalem Gedankengut und gehen teilweise schon soweit, dass man, nach angeblich tiefer biblischer Betrachtung, aus der Hölle wieder rauskommen kann.
Wie Paulus vorhergesagt hat, tauchen immer mehr Irrlehren auf. Die „falsche Gnadenlehre bringt viele Christen dazu, Regeln und Anordnungen mit Gesetz gleichzusetzen und zu glauben, dass jede Art von Korrektur oder Bitte um Selbstverleugnung nichts mit Liebe zu tun hat. Die destruktive historisch-kritische Methode findet in der Gemeinde Jesu auch wieder Nährboden.

Falsche Einheit

Würde Jesus vielleicht auch sagen: „Ich habe gegen dich“, dass vielerorts eine falsche Einheit angestrebt wird? Paulus spricht von der von Gott gegebenen und zu bewahrenden „Einheit des Geistes“ (Eph 4,3), und nicht von Ökumene, in der gravierend anti-biblische Glaubensüberzeugungen akzeptiert und damit Wahrheit mit Lüge vermischt werden. In dem Ganzen baut sich ein gewisser Druck auf: „Zum ökumenischen Dialog und dem Versuch der Einbindung, auch der neuen Freikirchen, in verbindliche Formen ökumenischer Zusammenarbeit gibt es keine Alternative“, heißt es.

Weitere Tatsachen

Auch wenn es so aussieht, wachsen wir weiterhin nicht wirklich und sind nicht vermehrt Salz und Licht in Deutschland. Unser politischer und sozialer Einfluss ist kaum spürbar, ja, viele christliche Ehen sind in einem traurigen Zustand, und die Scheidungsrate unter Christen ist fast identisch mit der unter nicht-christlichen Ehen. Ihre Kinder sind die heutige oder zukünftige Jugendgeneration, die morgen die Leiterschaft der Gemeinde Jesu übernehmen wird.

Wie heißt es in Offenbarung: „Ich kenne deine Werke …“, aber auch: „Ich habe gegen dich …, weil du sagst: Ich bin reich …“ Und da gibt es nur eins: „Sei nun eifrig und tu Buße!“ Der Heilige Geist überführt, leitet in die freimachende Wahrheit und fordert uns außerdem auf, alle Gläubigen zu ermutigen und auszustatten, die gesamte Schrift zu lieben und zu lesen und alles anhand derselben zu prüfen. Damit fördern wir die notwendige Mündigkeit und Wachsamkeit der Gemeinde Jesu.

Helmut Kühn

ist Bibelschulleiter im Glaubenszentrum.