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Die Statistiken sagen, dass im Jahr 2017 die Scheidungsquote (Zahl der Ehescheidungen im Verhältnis zur Zahl der Eheschließungen) in Deutschland bei 37,7 % lag; d. h. zehn frisch geschlossenen Ehen stehen nahezu vier Scheidungen gegenüber. Diese Zahlen machen leider auch vor der Gemeinde Gottes nicht halt. Warum? Haben wir Christen nicht einen „heiligen Bund“ mit dem Schöpfer der Ehe geschlossen? Ist uns nicht eine andere Basis gegeben als Ungläubigen und sollten unsere Ehen nicht aufgrund dieser Grundlage ein stabiles Fundament haben, welches für immer trägt? Diesen Fragen möchte ich nachgehen und eine Ursachenforschung für das Scheitern christlicher Ehen betreiben. Darüber hinaus wollen wir aus dem Wort Gottes Wahrheiten beleuchten, die unsere Ehen „bis dass der Tod uns scheidet“ gelingen lassen, wenn wir gemeinsam gemäß dieser leben.
Gott stiftet im Paradies den Bund der Ehe
Nachdem Gott den Mann geschaffen hatte, stellte er in seiner bis dahin selbst als gut bewerteten Schöpfung eine Sache fest, die nicht gut sei (1.Mo 2,18): die Tatsache, dass der Mann alleine ist. Er schenkt daraufhin dem Mann ein Gegenüber (eine Gehilfin) und bildet aus seinem Fleisch die Männin (vom Mann genommen), uns besser bekannt als Frau. Er hatte eine klare Vorstellung davon, wie Mann und Frau sich verbinden, wie wir es in 1. Mose 2,24 nachlesen können: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden ein Fleisch sein“. Dieser Gedanke des „ein Fleisch Seins“ stammt direkt aus dem Paradies. Dies ist doch der beste denkbare Ursprungsort, den Mann und Frau sich nur wünschen können. Es sind drei Schritte in die Ehe hinein: (1) das Elternhaus verlassen (Abnabelung von der Herkunftsfamilie), (2) die öffentlich bekannte Entscheidung für den einen Partner (und damit gegen alle anderen Personen) und (3) die vollkommene Vereinigung von Körper, Geist und Seele. Es ist wichtig zu verstehen, dass jeder Ehebund, den Christen miteinander geschlossen haben, seinen Ursprung, seine Kraft sowie die dauerhafte Gültigkeit in Jesus Christus haben.
Neben all den wunderschönen Hoch-Zeiten einer Ehe erlebt wohl jede Ehe auch Zeiten von Widerständen und Herausforderungen.
In Prediger 4,12 heißt es: „Und wenn man den einen angreift, so können die beiden Widerstand leisten; und eine dreifache Schnur wird nicht so bald zerrissen“. Dieser Vers wird oft in Trauungen verwendet und malt meines Erachtens kein romantisches, sondern ein realistisches Bild, welches wir für die Ehe benötigen. Neben all den wunderschönen Hoch-Zeiten einer Ehe erlebt wohl jede Ehe auch Zeiten von Widerständen und Herausforderungen. Helfen uns dann die romantischen Gedanken und Gefühle an die Momente der ersten Verliebtheitsphase?
Martin Luther wird oft mit den Worten „Die Ehe ist ein weltlich Ding“ zitiert. Er schloss diese Aussage jedoch in den Kontext ein, dass sie ein in „Gottes Schöpferwillen verankerter, biblisch begründeter Lebensentwurf ist, dem Gottes Verheißung gilt“. Somit sprach Luther der Ehe einen „heiligen Stand“ zu. Können wir nun also das erste Zitat einfach nutzen, um aus der Ehe auszusteigen, sobald sie unbequem wird? Oder machen wir es uns nicht doch zu einfach, da sie im Bund mit und vor Gott geschlossen wurde und daher den bereits zitierten „heiligen Stand“ innehat? In Matthäus 19,6 lesen wir: „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“. Gottes Ja zu uns als Ehepaar bleibt beständig. Sollte es mit dem unsrigen dann nicht genauso sein? Als Jesus gefragt wurde, ob Mose nicht einen Scheidebrief gegeben hätte, wird in seiner Antwort deutlich, dass dies niemals Gottes Plan war. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Notordnung „um unserer Hartherzigkeit willen“ (V. 8), jedoch nicht um eine Schöpfungsordnung Gottes. Ein von Gott gestifteter Bund, den wir Menschen eingegangen sind, darf von uns nicht ohne weiteres gebrochen werden.
Das Eheleben vorrangig aktiv gestalten
Wenn wir die Gründe für Scheidungen hören, dann sind es oft Aussagen wie „Wir haben uns auseinandergelebt“ oder „Die Liebe ist einfach nicht mehr da“. Die Ehe erfordert, Beziehung aktiv miteinander gestalten zu wollen. Dies ist die Basis, um sich nicht auseinanderzuleben. Ein Wort an uns Männer: Wir kämpfen in unserem Job oft bis zum letzten Tropfen Schweiß; den gleichen Aufwand betreiben wir eventuell noch im Sportverein und vielleicht sogar in der Gemeinde – aber in der Ehe? Warum haben wir unseren ersten Auftrag so sehr aus dem Blick verloren? Die Bibel ist hier sehr deutlich, denn im Neuen Testament wird unserem Auftrag als Ehemann und Vater die erste Priorität eingeräumt. Sie ist sogar ein Qualitätssiegel für den Dienst im Reich Gottes (1.Tim 3,1–7+12).
Wir Menschen verlieren die Liebe nicht, aber wir sind in der Lage, die Liebe zu verlassen.
Welche Liebe ist nicht mehr vorhanden? Meinen wir die ersten, rauschähnlichen Schmetterlingsgefühle, die wir noch in die Ehe hineinzuretten versuchten? Diese Gefühle waren doch nicht die Basis unserer Entscheidung, sich lebenslang für einen Partner festzulegen. Äußert sich gemäß unseres Vorbilds Jesu die Liebe nicht vielmehr in einer Willensentscheidung, die fernab von Gefühlsschwankungen ewig gültige Dauer hat und die auch in unserem Versprechen, sich „in guten wie in schlechten Zeiten zu lieben“, ihren Ausdruck findet? Wir Menschen verlieren die Liebe nicht, aber wir sind in der Lage, die Liebe zu verlassen. Dies zeigt uns jedoch auch, dass wir die Entscheidungsfreiheit haben, eben genau dies nicht zu tun, sondern an der auserwählten Liebe festzuhalten. Maleachi 2,14 und Sprüche 5,18–19 ermutigen uns nicht nur, an der „Frau unserer Jugend“ festzuhalten, sondern uns auch an ihr zu berauschen, um sämtlicher Verführung widerstehen zu können. Das Ausleben unserer Sexualität in der Ehe, wie sie im Hohelied wunderschön rein und dennoch sehr erotisch beschrieben wird, und auch die Hinweise in 1. Korinther 7 zeigen, wie wichtig erfüllte Sexualität für eine gute Ehe sein kann. Wir beschenken unseren Partner, indem wir seine sexuellen Bedürfnisse erfüllen, wodurch die Liebe zueinander neu entfacht wird. Es bewahrt uns zudem davor, andere zu begehren. Biblisch erfüllende Sexualität hat immer den Fokus, den anderen beschenken zu wollen, und beruht auf der Basis einer beidseitigen freien Entscheidung. Wir setzen einander nicht unter Druck, sondern leben unsere Ehe so, dass beide ein Verlangen nach sexueller Vereinigung haben. Wir halten auch die Zeiten aus, in denen wir keine Sexualität ausleben können, weil wir nicht von ihr abhängig sind.
Lieben wie unser Vorbild Jesus
Epheser 5,25 fordert uns Ehemänner heraus, unsere Frauen zu lieben, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich für sie bis zum Tod hingegeben hat. Jesu Liebe zu uns führte ihn ans Kreuz, und es war sein Gehorsamsschritt, dem Willen des Vaters zu folgen (Phil 2,8). Sind wir Gott und unserem Partner gegenüber Gehorsam und bleiben treu an der Seite des anderen mit dem Wissen, dass die Liebe „alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, alles erduldet“ (1.Kor 13,7)?
Wo ist auch in den größten Tiefen unserer Ehen die Kampfeslust vorhanden, die Verheißungen Gottes für unsere Ehen zu erlangen?
Als Grenzüberschreitungen können wir in der Ehe Gewalt und Ehebruch erleben, die eventuell vorerst zu einer räumlichen Trennung führen müssen. Bei Ehebruch erlaubt uns das Wort Gottes sogar, den Bund aufzulösen. Doch ist die Auflösung unser Ziel oder vielmehr die Erhaltung des Bundes? Wo ist auch in den größten Tiefen unserer Ehen die Kampfeslust vorhanden, die Verheißungen Gottes für unsere Ehen zu erlangen? Glauben wir, dass Gott uns und unseren Partner verändern kann und möchte? Ist er nicht immer noch der Stifter dieses Bundes, der unerschütterlich hinter seinem Bundesschluss steht? Wollen wir uns von ihm in die Lage versetzen lassen, Entschuldigungen auszusprechen und Vergebung einander zuzusprechen, und darin neu erleben, wie Gott unsere verletzten Herzen heilt? Damit würden wir viele andere Paare ermutigen, wenn sie sehen, dass verletzte und nahezu hoffnungslos scheinende Ehen wieder heil werden dürfen. Titus 2,11–12 spricht von der uns geschenkten Gnade Gottes, die uns befähigt, so zu leben, wie es ihm gefällt. Nehmen wir diese Befähigung wahr und in Anspruch? Es kommt nicht auf unsere Kraft und unsere Fähigkeiten an, sondern auf seine Befähigung, die in seiner wunderbaren Leben spendenden Gnade liegt.
In den Wahrheiten Gottes leben
Einige Eheberater geben Tipps, die uns auffordern, sich aufeinander zuzubewegen, um Kompromisse zu finden. Vielleicht greifen solche Hinweise wahre Elemente auf, doch können sie den Egoismus des Einzelnen dauerhaft überwinden? Die christliche EHE (Egoist–HERR–Egoist) hat Jesus in der Mitte. Indem beide ihm nachfolgen, trifft sich das Paar immer wieder im Zentrum, welches Jesus Christus selbst ist. Die Nachfolge unter der HERRschaft Christi ist das Bindeglied ihrer Ehe und gibt ihr den notwendigen Halt.
Epheser 5,22–33 ist ein wichtiger Hinweis darauf, wie Ehe gelingen kann, wenn sie nach Gottes Maßstäben gelebt wird. Hier lesen wir u. a. von der Unterordnung der Frau unter ihren sie liebenden Ehemann, der für sie bis in den Tod gehen würde. Die Gesellschaft möchte uns davon überzeugen, dass die Zeiten der Unterordnung glücklicherweise vorbei sind und man die Bibel nicht mehr so auslegen darf, da dies eine Gesellschaft beschreibt, die von Männern beherrscht wird. Dies haben wir in der westlichen Welt doch längst überholt und abgeschafft. Zwei Dinge möchte ich dazu sagen: Erstens hat die Bibel den Selbstanspruch, das ewig gültige Wort Gottes zu sein (Ps 119,160), und Hebräer 13,8 sagt uns, dass unser Gott unveränderlich ist und ewig derselbe bleibt. Zweitens soll sich die Ehefrau nicht einem tyrannischen, sie ausbeutenden Ehemann unterordnen, sondern dem Partner, der für sie bereit ist, sein Leben zu geben. In diese Geborgenheit lässt sich jede Frau der Welt gerne fallen und folgt einem ihr hingegebenen und sie liebenden Ehemann. Die Aufgabe für uns Männer, unsere Frauen zu lieben wie Christus die Gemeinde, ist meines Erachtens keine geringere als die, sich einem solchen Mann unterzuordnen.
Lasst uns für unsere Ehen kämpfen und dabei mit seiner Gnade rechnen.
Wir durften vor einigen Tagen unseren 13. Hochzeitstag feiern, und dafür bin ich Gott sehr dankbar. Zuallererst haben wir dies seiner wunderbaren Gnade zu verdanken. Wir haben selbst schon sehr herausfordernde Zeiten erlebt und durften gemeinsam mit ihm Täler durchschreiten. Rückblickend würde ich sagen, dass unsere Bereitschaft, füreinander und die gemeinsame Ehe zu kämpfen, Gott immer wieder gebrauchen konnte, um unser Liebesband zueinander und zu ihm zu stärken. Sind wir bereit, ALLES in unsere Ehen zu investieren, und stehen wir fest auf der Willensentscheidung, „bis dass der Tod uns scheidet“? Lasst uns für unsere Ehen kämpfen und dabei mit seiner Gnade rechnen. Gott ist treu, wird sich zu uns stellen und für die Erhaltung dieses von ihm begründeten Bundes einstehen. Ich wünsche uns diese Herzenshaltung und Erfahrung von ganzem Herzen, denn daraus kann und wird immer wieder tiefe Wertschätzung und Liebe für den anderen entstehen.