Der Ruf in die Jüngerschaft – schafft Jünger

„… darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern“
(Mt 28,19 – NGÜ)

Zeiten und Formen verändern sich. Spätestens seit der Corona-Krise hat das jeder gemerkt und gelernt. Die weltweiten Erschütterungen lassen das unerschütterliche Reich Gottes mehr und mehr in Erscheinung treten – durch wahrhaftige Jünger Jesu, die sich nicht durch den Geist der Furcht, sondern durch den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit leiten lassen. Bei allen Veränderungen, die wir zurzeit erleben, darf das Wort Gottes nicht verändert werden, es ist „unseres Fußes Leuchte“!

Jesu Auftrag

Der Auftrag Jesu aus Matthäus 28,19 bleibt unverändert und ist gerade in den jetzigen Krisenzeiten sehr relevant. Der große Rausch der Massenveranstaltungen, in denen einige eintauchten und ihre Anonymität bewahren konnten, ist vorbei. Auch die Sonntagsgottesdienste, in denen manche Pastoren und Lobpreisleiter vom perfekten Programm und den „Amen“- und „Halleluja“-Rufen ihrer Schäfchen verwöhnt waren, hat sich radikal verändert. Jetzt ist die Chance, zu den Anfängen der Gemeinde zurückzufinden und den Aspekt der Hausgemeinschaft umzusetzen: „… und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk“ (Apg 2,46–47).

Wir haben die Chance, mitten in den anstehenden und noch zunehmenden Erschütterungen dem Befehl Jesu nachzukommen und Menschen zu Jüngern zu machen. Die Propheten, Rabbiner, Johannes der Täufer und Jesus hatten alle Schüler, die „Jünger“ genannt wurden. Die Jünger Jesu lebten in einer Lehr-, Lern- und Lebensgemeinschaft mit dem Herrn. Die Strategie der hebräischen Jüngerschaft war nicht primär, ihren Verstand zu füttern (wie das leider im Westen viel zu viel stattfindet), sondern ihre Herzen zu erreichen – ihren Charakter zu verändern durch Vorbild in der Praxis. Jünger suchen Vorbilder, die nicht nur reden, sondern vorleben.

In Matthäus 28,19 sind die Worte Jesu nicht als eine Einladung zu verstehen, sondern als Befehl: „Geht und macht zu Jüngern!“. Darunter ist nicht nur die Evangelisation zu verstehen. Sie ist richtig und wichtig, denn „Freude ist im Himmel über einen Sünder, der Buße tut“. Aber genauso wichtig ist jetzt die Jüngerschaft – schafft Jünger! Die geistliche Energie und Bemühungen einer Gemeinde dürfen sich nicht darauf beschränken, die Zahl ihrer Mitglieder zu erhöhen, sondern müssen dahin führen, Menschen zu wirklichen Jüngern zu machen, die Christus ihr Leben lang nachfolgen, das Böse meiden, seine Gebote lieben und befolgen und von ganzem Herzen in ihrem ganzen Denken und Wollen seine Absichten verfolgen. Es gibt ein zweifaches Ziel der Jüngerschaft:

1. Christen zu geistlicher Reife führen

Geistliche Reife ist nicht ein selbstverständliches Nebenprodukt von Zunahme an Alter, Wissen und Erfahrung. Sie ist vielmehr das Ergebnis allmählichen geistlichen Wachstums, begründet im Gehorsam an die Bedingungen wahrer biblischer Jüngerschaft. Einige Kennzeichen geistlicher Reife sind:

  • enge Gemeinschaft mit Jesus (Joh 15,4)
  • solide Kenntnis biblischer Wahrheit
  • Stabilität und Beständigkeit
  • demütige Bereitschaft, anderen zu dienen
  • Fruchtbarkeit im Dienst
  • ein Standard von Exzellenz in Lebenswandel und Arbeit für Gott
  • eine lebendige Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu

Kurz zusammengefasst: Christusähnlichkeit (Röm 8,29). Nur reife Christen haben in unserer heutigen Welt geistliche Schlagkraft für Gott. Lediglich der reife Jünger ist durch sein lebendiges Vorbild in der Lage, der Welt die wunderbaren Charaktereigenschaften Jesu zu vermitteln.

2. Christen durch Reproduktion zu geistlicher Vervielfältigung führen

  • Jesus, der Meister in Jünger-Schulung, berief die Zwölf, damit sie sich reproduzieren sollten (Mt 4,19; Mk 3,14)
  • Er schulte sie 3 bis 3½ Jahre lang gründlich, bis sie in der Lage waren, seine Arbeit weiterzuführen (Mk 16,15; Apg 1,8).
  • Geistliche Reproduktion und Vervielfältigung findet statt, wenn ein Jünger die Qualität in Christus an andere weitervermittelt.

Es ist wesentlich zu verstehen:

  • Durch Evangelisation gewinnt man Bekehrte und fügt sie zur Zahl der wiedergeborenen Gläubigen hinzu!
  • Durch Jünger-Schulung gewinnt man Jünger, also reife Christen, die in der Lage sind, sich zu reproduzieren und die Zahl an wiedergeborenen Gläubigen/Jüngern zu vervielfältigen!

Die Welt draußen möchte lieber täglich eine Predigt sehen, als eine hören. Das, was du bist, spricht so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst! Der Aufruf Jesu gilt auch heute: „Macht zu Jüngern!“.

Wann hört die Jüngerschaft auf?

Die Antwort lautet: Erst bei der Wiederkunft Jesu, die wir als seine treuen Jünger mit großer Hoffnung erwarten (1.Thes 4,18).

In dieser besonderen Zeit, in der keine Veranstaltungen mehr möglich sind und das Gemeindeleben lahmgelegt wird, ist der Einzelne gefragt, Jünger Jesu zu sein und andere zu Jüngern zu machen. Jetzt, in diesen Herausforderungen, in denen wir leben, wird sich zeigen, wie wir die Jüngerschaft ausleben und bereit sind, religiöse Masken abzulegen sowie in echter (Agape-)Liebe zu dienen. Wir dürfen einander ermutigen, helfen, aber auch korrigieren. In diesem Sinne wünsche ich dir ein gesegnetes neues Jahr 2021, in dem du Jüngerschaft – die Jünger schafft – erleben wirst.

PS: Die Motivation, 1994 als Familie ins Glaubenszentrum zu kommen, war die Berufung vom Glaubenszentrum, eine geistliche Berufsschule zu sein, die „Mächtig im Wort und brennend im Geist“ Menschen zu wahrhaftigen Jüngern durch Wort und Tat machen will. Intern sprechen wir auch von „Charakterschule“ mit dem Ziel, „dem Bild Jesu gleichförmig zu sein“ (Röm 8,29). Das war, ist und sollte unsere Berufung bleiben!


Gerry Klein

war Teil des PRISMA-Teams und Bibelschulleiter im Glaubenszentrum und ist als aktiver Rentner im Glaubenszentrum als Berater und Ansprechpartner für Ehemalige tätig.