Weihnachten – Owie lacht?

Eine Religionslehrerin lässt die Schulkinder die Weihnachtsgeschichte malen. Während sie durch die Reihen geht, kommt sie zu einer Schülerin, sieht auf ihr Bild und stutzt. Auf ihrem Bild sind Jesus in der Krippe, Maria und Josef sowie eine Gestalt daneben zu sehen, die lacht. Die Lehrerin fragt erstaunt: „Aber wer ist denn das mit dem lachenden Gesicht?“. Darauf die Schülerin: „Das ist Owie.“ – „Wie bitte? Von dem habe ich in der Weihnachtsgeschichte aber noch nie gehört. Wer ist das? Wie kommst du denn darauf?“, so die Lehrerin. Darauf die Schülerin: „Ja, wir sangen doch das Lied ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘. Und da heißt es: ‚Gottes Sohn, o wie lacht …‘“

In unserer Zeit tummeln sich immer mehr Owies um die Krippe, die uns den Blick auf das Kind in der Krippe verdecken. Wir leben in einer Gesellschaft, in der mehr Wert darauf gelegt wird, dass Schnee auf den Bäumen liegt als Jesus in der Krippe. Und doch! Weihnachten wirft die Sinnfrage auf. Hier ist mehr als Melancholie. In der Krippe liegt nicht weniger als die Antwort auf die Herkunft und Zukunft der Menschheit. Zu Recht sagt der amerikanische „Apollo 15“-Astronaut James Irwin nach seinem legendären Spaziergang auf dem Mond: „Es ist wichtiger, dass Jesus Christus seinen Fuß auf diese Erde setzte als der Mensch den seinen auf den Mond“.

An Weihnachten schickte Gott sein „Selfie“

Weihnachten – der Schöpfer selbst betritt die Weltgeschichte in Raum und Zeit. In der Krippe ist der König des Himmels auf Erden zu finden. Gott selbst betritt in seinem Sohn die Weltgeschichte – quasi sein „Selfie“ (Selbstportrait, vgl. Joh 14,9). „Der Mensch war Gottes Bild. Weil dieses Bild verloren, wird Gott, ein Menschenbild, in dieser Nacht geboren“ (Andreas Gryphius). Das Kommen Jesu zur Zeit des Kaisers Augustus ist keine Legende, Illusion, Mythos oder von Menschen Erdachtes, sondern das Erscheinen des von den Propheten verheißenen Retters der Menschheit. Es gibt Menschen, die keine Kinder in die Welt setzen wollen, weil sie die Welt aufgegeben haben. Nicht so Gott. Weihnachten ist der Beweis der Liebe Gottes für dich und mich. Gott hat die Menschheit nicht abgeschrieben oder aufgegeben. Die Liebe Gottes bekommt in seinem Sohn Hand und Fuß. Jesus Christus schenkte sich selbst – dies begann nicht erst am Kreuz, sondern schon bei seiner Geburt.An Weihnachten durchbricht Gott die in Gottesferne lebende, heimatlose Menschheit. An Weihnachten fällt wie durch ein Schlüsselloch ein Schein der ewigen Heimat. Ohne Weihnachten wäre unser Herz ohne Trost, unsere Existenz ohne Hoffnung, die Weltgeschichte ein Irrgarten und nicht zu überwindende Finsternis läge über uns. An Weihnachten kam das Licht in die Finsternis unserer Orientierungslosigkeit. Das Kind in der Krippe ist die Positionslampe aus der Ewigkeit. Das Leben kam in die Welt des Todes. Dieses Licht gibt Durchblick für Sinn und Ziel des Lebens, Orientierung wird möglich. Dieses Licht gibt Wärme und Geborgenheit in unsere Herzen.

Weihnachten ist der Doppelpunkt, der Anfang einer einmaligen Rettungsaktion. Er ist für uns gekommen. Für dich und für mich! Und er wird wiederkommen. Nicht als das „Krippenkind“ oder als „The Chosen Jesus“, sondern als der Auferstandene, dessen Augen wir Feuerflammen sind (Offb 19,12). An Weihnachten kam Gott durch die Hintertür auf die Welt. Bei seiner Wiederkunft wird er in Macht und Herrlichkeit durch das Hauptportal schreiten. An diesem „Kind“ in der Krippe entscheidet sich deine Zukunft. Wohl dem, der in seinem Herzen sprechen kann: „Mit dir selber, mein Befreier, will ich halten Weihnachtsfeier. Komm, ach komm ins Herz hinein, lass es deine Krippe sein“ (Emil Quandt). Auch für Christen muss sich Weihnachten immer wieder neu im Herzen ereignen.

Weihnachten – eine bedeutsame Botschaft

Nützen wir die Weihnachtszeit mit ihrer bedeutsamsten Botschaft, die es je gab. Im Folgenden habe ich einige zu Weihnachten passende Aussagen zusammengestellt, die wir auch gut als Weihnachtsgrüße für unsere Familienangehörigen, Arbeitskollegen oder Nachbarn gebrauchen können, die aber auch zu unseren Herzen sprechen sollten:

• „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heiliger Geist uns führ und leit den Weg zur ewigen Seligkeit. Dein Name dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.“ (Georg Weissel)

• „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben; ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.“ (Paul Gerhard)

• „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält auch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“ (Jochen Klepper)

• „Wäre Christus tausend Mal in Bethlehem geboren und nicht in Dir; du bleibst doch ewig verloren.“ (Angelus Silesius)

• „Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wollest werden. Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht, wie schön sind deine Strahlen.“ (Paul Gerhard)

• „Advent und Weihnachten sind wie ein Schlüsselloch, durch das auf unseren dunklen Erdenweg ein Schein aus der ewigen Heimat fällt. Weihnachten heißt: die hellen Lichter der Heimat sehen.“ (Friedrich von Bodelschwingh)

• „Wo werde ich einst sein, wenn alles mich verlässt? Eine selige und voll befriedigende Antwort gegeben hat: Euch ist heute der Heiland geboren!“ (Hermann Bezzel)

• „Fürchtet euch nicht! Denn euch ist heute der Heiland geboren.“ (Lk 2,10)

In diesem Sinne wünsche ich dir eine gesegnete Adventszeit und ein von Gott erfülltes Weihnachtsfest.

Dr. Stefan Vatter

ist Geschäftsführer der ExGo gGmbH (www.exgo.info) und Beirat vom Glaubenszentrum.