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Kürzlich ereignete sich bei uns zu Hause eine bemerkenswerte Szene unter der männlichen Fraktion. Ein spielerischer Kampf zwischen meinen fünf Jahre alten Söhnen wurde zu einer lehrreichen Situation. Ben legte inmitten des Kräftemessens mit seinem Bruder immer wieder kleine Pausen ein, unterbrach den Kampf, ging dabei immer wieder auf die Knie und flüsterte etwas vor sich hin. Ich wurde dann (unfreiwillig) mit in den Kampf eingebunden, und auch bei mir geschah dasselbe. Als ich ihn darauf ansprach, erklärte er, dass er um neue Kraft bete, um stärker zu sein als seine Gegner (also auch ich). Wow, ich fragte ihn: „Was wäre, wenn ich auch anfange zu beten?“. Er sagte trocken, aber voller Ernst: „Mach doch, ich bin trotzdem stärker!“, und kämpfte weiter mit mir! Ich hab dann auch den Kampf tatsächlich verloren.
Diese scheinbar kleine Geste meines Sohnes Ben erinnert uns daran, dass das göttliche „Nichts ist unmöglich“ oft im Unsichtbaren und im Kleinen geboren wird. Der Prophet Jesaja spricht davon in Jesaja 43,18–19: „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr‘s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde“ (LU84). Diese Verse werden zu einem lebendigen Appell auch an uns, denn Jesaja spricht prophetisch das göttliche Potenzial von „Nichts ist unmöglich“ in unsere Zeit, in unser Leben. Werden wir es erkennen und beachten?
Entdecke das Neue, das Gott dir schenkt
Der Bibeltext hebt die schöpferische Macht Gottes hervor, die kontinuierlich Neues schafft. Die zentrale Botschaft lautet: „Nichts ist unmöglich, denn Gott erkennt in jedem Augenblick und jeder Herausforderung die Möglichkeit zur Erneuerung“. Sie findet jedoch im Kleinen, im Unsichtbaren statt.
Nehmen wir dazu die Metapher, wenn Saatgut in die Erde gebracht wird. Ist es nicht so, dass es, auch wenn wir über viele Tage kein Ergebnis sehen, unter der Oberfläche brodelt, pulsiert und etwas Neues heranwächst? Die Worte „Jetzt wächst es auf, seht ihr es denn nicht?“ bekommen in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung. Selbst wenn das Neue noch unsichtbar ist, geschieht bereits ein Wachstum, das wir geistlich gesehen beachten sollten.
Wer schenkt das Neue?
Gott als der ewige Schöpfer steht im Mittelpunkt dieser Botschaft. Sein Name repräsentiert Erneuerung, Kraft und Wunder, da wo sonst nichts wächst. Wir haben es mit einem Schöpfer zu tun, der nicht nur einmal erschaffen hat, sondern dessen Schöpfung sich ständig multipliziert. Die Jahreszeiten sind ein Beweis davon, aber auch die Einzigartigkeit eines jeden Menschen und seine Funktionen zeigen auf den sich schöpferisch verschenkenden Gott. Das Neue ist keine statische Existenz, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der immer in Bewegung ist.
Warum wir das Neue verpassen können
Der Bibeltext liefert uns Gründe, warum das Volk damals, aber auch wir in unserer heutigen Zeit das Neue möglicherweise übersehen oder verpassen können. Ein entscheidender Punkt ist, dass das Neue für uns zuerst nicht sichtbar ist. Deshalb erfordert es von uns eine aufmerksame Haltung, ansonsten trampeln wir auf dem Neuen herum und Wachstum bleibt aus. Der Vergleich mit dem Saatgut verdeutlicht dabei, dass das Wachstum oft im Verborgenen beginnt, bevor es an die Oberfläche tritt. Treten wir auf das, was Gott uns schenken möchte, entsteht geistlicher Stillstand.
„Jetzt wächst es auf, seht ihr es denn nicht?“ ist die Aufforderung an uns, bewusst auf das, was noch nicht sichtbar ist, zu achten. Es braucht geistlichen Scharfsinn. Denn obwohl wir nichts sehen, ist das Neue, das Gott uns schenken möchte, bereits in schöpferischer Aktivität. Lasst uns nicht dem Trugschluss erliegen, dass Gott nicht wirkt, nur weil wir nichts sehen! Es gilt, das Kleine, das noch nicht Sichtbare wertzuschätzen, zu erkennen, mit geistlichen Augen zu sehen, denn es wächst schon! Auf unseren Alltag übertragen könnte dies bedeuten: Lasst uns Menschen nicht beurteilen, es wächst im Herzen etwas Neues! Der nächste geistliche Wachstumsschub bleibt aus: Hey, bleib dran, es wächst unsichtbar unter der Erdoberfläche. Die Gebetserhörung für das sehnlichst erwartete Wunder bleibt aus: Gib nicht auf, das erste Grün sprießt hervor. Bloß nicht drauftreten!
Ein weiterer Grund, das Neue zu übersehen, liegt in den Auswirkungen der Vergangenheit. Denk nicht an das Frühere und achte nicht auf das Vergangene. Der Prophet Jesaja warnt davor, dass die Vergangenheit unser Heute bestimmen kann, und wir so nicht das Neue, das Gott uns schenken möchte, wachsen sehen. Negative Erlebnisse, toxische Prägungen und verletzte Emotionen können die Sicht auf das Neue trüben. Der Prophet ermutigt das Volk Israel, die Vergangenheit nicht als Fessel, sondern als Lehrmeister zu betrachten und sich für das Neue, das Gott ihnen geben möchte, zu öffnen.
Entdecke das Neue in Wüstenzeiten
„Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde“ (V. 19) ermutigt das Volk, dass die sichtbaren Umstände kein Hindernis für das Neue darstellen. Vielleicht fühlen wir uns aktuell wie in der Wüste, in der Einöde. Es scheint nichts zu wachsen, sich keine Frucht einzustellen, wir kommen uns kraftlos und verbraucht vor. Irgendwie scheint das göttlich Neue, sein NICHTS IST UNMÖGLICH, weit weg zu sein. In diesen Wüstenzeiten richten wir den Blick oft in die Vergangenheit und treten dabei unbemerkt auf das Unsichtbare, das Kleine, das Gott wachsen lassen möchte.
Ich möchte uns ermutigen: Selbst in Wüstenzeiten des Lebens ist das Neue, das Gott uns schenken möchte, enthalten. Mehr noch: Gott bereitet Wege in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. Selbst in den trostlosesten Umständen gibt es die Verheißung von Neuem, und die scheinbare Einöde kann zum fruchtbaren Boden für Gottes Wunder werden. Selbst in den scheinbar ausweglosesten Momenten des Lebens gilt sein Wort: „Jetzt wächst es auf, seht ihr es denn nicht?“. In der Wüste und Einöde platziert Gott sein Jetzt, sein Heute, in dem das Neue bereits im Werden begriffen ist.
Arndt Beyer leitet zusammen mit seiner Frau die FCG Steffenberg, eine wachsende Freikirche im ländlichen Mittelhessen in der Nähe von Marburg.