Die Gemeinde der Endzeit

Die Gemeinde Jesu im 21. Jhdt. steht unter enormem Druck. Dabei meine ich nicht die Kirche als Institution mit ihren selbstgemachten Problemen, sondern spreche von der Ekklesia Gottes, die über Konfessions- und ­Denominationsgrenzen hinweg zu finden ist. Diese ­Ekklesia besteht aus der dynamischen Gemeinschaft von Christen, die durch ihren persönlichen Glauben an das Evangelium von Jesus Christus aus dem bestehenden Weltsystem „herausgerufen“ und in das Königreich Gottes versetzt wurde (Kol 1,13). Es ist diese weltweite Gemeinde Gottes, die mit einem Auftrag, sowohl für die sichtbare als auch die unsichtbare Welt betraut wurde.

Der zweifache Auftrag

Johannes Facius, ehemaliger Leiter einer internationalen Gebets- und Fürbittebewegung, schrieb in seinem Buch Der Ort der Kraft über diesen zweifachen Auftrag: „Im Allgemeinen stellen wir uns unter Gemeinde eine Einheit vor, die existiert, um das Evangelium zu den Menschen zu bringen. Zweifellos ist das ein wichtiger Teil von ­Gottes Absichten; es ist jedoch bei Weitem nicht der einzige und auch nicht der wichtigste Auftrag der Gemeinde. Wir dürfen die Gemeinde nicht ‚vermenschlichen‘. Damit meine ich, dass wir die Gemeinde nicht von einem weltlichen Standpunkt aus betrachten dürfen: gerade so, als wäre sie irgendeine von Menschen gemachte Organi­sationsform, die wie jede andere Unternehmung geführt werden kann. Man muss wohl sagen, dass auch wir Christen heute allzu oft die geistliche Natur der Gemeinde vergessen. Die Gemeinde ist eine für die Ewigkeit angelegte Schöpfung. Also ist ihre Existenz nicht auf Raum oder Zeit oder einen Abschnitt in der Weltgeschichte be­grenzt. Gemeinde ist ewig und es wird sie immer geben.

Die Gemeinde ist eine für die Ewigkeit angelegte Schöpfung.

Gott möchte, dass wir als eine erlöste Gemeinschaft von Menschen hier auf der Erde beweisen, dass sein Werk in uns, durch das er uns von unseren Sünden befreit und aus der gefallenen Schöpfung wiederhergestellt hat, den völligen Sieg über alles Böse erhält. Wir (die Gemeinde) sollen Gottes lebendiges Zeugnis dafür sein, dass Jesus völlig und uneingeschränkt die Werke Satans über­wunden hat. In erster Linie existiert die Gemeinde, damit Gottes Absichten in der unsichtbaren Welt erfüllt werden (Eph 3,10–11). Gott beabsichtigt, durch uns alles, was Jesus Christus am Kreuz vollbracht hat, in seiner ganzen Wirklichkeit und Wirksamkeit darzustellen. Die Schlacht tobt um Gottes Schöpfung.“
Der Hauptauftrag der Gemeinde liegt also neben dem Missionsbefehl, verbunden mit dem Auftrag, alle Völker in die Nachfolge Jesu zu rufen, ganz entscheidend ­darin, den Sieg Jesu über die Sünde und die Macht Satans im Alltag vor aller Welt auszuleben und ihn zu repräsen­tieren. Indem sie das tut, tritt sie in einen direkten geistlichen Machtkampf mit der unsichtbaren Welt, die genau das zu verhindern sucht. So wie Jesus am Ende seiner Fastenzeit in der Wüste durch Satan mit dem Ziel versucht wurde, seinen beginnenden Dienst zu zerstören, so greift dieser bis zum heutigen Tag die Gemeinde an, um ihr Zeugnis in der Gesellschaft zu schwächen und sie vor den Menschen unglaubwürdig zu machen. Leider ­gelingt ihm das zumindest im westlichen Kontext sehr gut. Aber weshalb ist das so?

Die Gemeinde ist bedroht!

Die Endzeitgemeinde ist zwei gefährlichen Bedrohungen ausgesetzt. Einerseits muss sie sich gegen den „Feind von außen“ zur Wehr setzen, andererseits steht sie in der Gefahr, durch „innere Feinde“ ausgehöhlt und untergraben zu werden. Was meine ich damit? – In vielerlei Hinsicht erleben wir gerade eine gesellschaftliche Zeiten­wende. Moralische Werte und Normen in Bezug auf Ehe und Familie, geschlechtliche Identität und den Schutz des ungeborenen Lebens, die ihren Ursprung in der Bibel haben, werden reihenweise abgeschafft. Dabei wird ein humanistisch aufgeladenes Weltbild zunehmend aggressiv verbreitet, in dem die völlige Selbstbestimmung des Einzelnen als höchstes erstrebenswertes Ziel gilt. Gleich­zeitig wird aber Eltern, die ihre Kinder, z. B. in der Sexual­ethik, nach christlichem Vorbild erziehen wollen, dieses Recht entzogen und durch gesetzliche Verordnungen an Lehrer übertragen, die unsere Kinder jetzt aufklären. Dies geschieht bereits zu einem Zeitpunkt, der pädagogisch gesehen verfrüht und auch unnötig ist. Die Gesellschaft sexualisiert sich.

In vielerlei Hinsicht ­erleben wir gerade eine gesellschaftliche Zeitenwende.

Inmitten dieser Umbrüche ist die Gemeinde dazu aufgerufen, ein klares Bild von der biblischen Ordnung im Reich Gottes zu vermitteln. Das ist nicht einfach, und nicht wenige Gemeinden stoßen hier in der Konfrontation mit den Erwartungen der Gesellschaft an ihre Grenzen. Das war aber in jeder Zeitepoche mit ihren kulturellen Veränderungen Teil der Gemeinde. Sie musste sich positionieren, um ihr Mandat nicht zu verlieren. Statt sich dem Mainstream anzupassen und der Genderideologie sowie anderen gesellschaftsschädigenden Tendenzen Tür und Tor zu öffnen, ist die Endzeitgemeinde dazu aufgerufen, an dem festzuhalten, was sie Jahrzehnte oder bereits Jahrhunderte geglaubt und für wahr gehalten hat. „Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nimmt!“ (Offb 3,11). Gottes Wort und seine Wahrheiten in Bezug auf Moral und Identi­tät, aber auch sein Wesen, haben sich niemals verändert.

Persönlich bin ich davon überzeugt, dass manche Gemeinde und auch Gemeindebewegung der Wucht des gesellschaftlichen Drucks nicht mehr standhalten können, weil sie längst durch den „Feind von innen“ geschwächt sind. Diesen Feind, der viele Gemeinden in unserem Land heute von innen heraus zerstört, kann man sehr klar benennen: theologischer Liberalismus. Von dem Zeitpunkt an, als Theologen damit begannen, das Wort Gottes mit menschlicher Logik und pseudowissenschaftlichen ­Methoden (historisch-kritisch) zu erklären, und dabei gleichzeitig die übernatürliche (göttliche) Dimension dieses Wortes verleugnet wurde, begann der Verfall des Glaubens. Hier wird Gott seiner Göttlichkeit und seines Absolutheitsanspruches beraubt und auf eine rationale, menschliche Ebene herabgestuft.

In Teil 2 werden wir uns fragen: „Quo vadis? – Gemeinde, wohin gehst du?“. Dazu werden wir uns mit den zwei Endzeitmodellen der Gemeinden Laodizea und Philippi beschäftigen.

Christoph Köhler

ist Gesamtleiter und Leiter der Missionsschule Focus M im Glaubenszentrum.

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