Angst und Unsicherheit – Gefühle unserer Zeit?! – Teil 1

Gefühle, wie Freude, Ärger, Wut und Traurigkeit, sind allgegenwärtig und ein Teil unseres Menschseins. Es sind Empfindungen, durch die wir vieles intensiver wahrnehmen. Sie machen den Alltag lebhaft und besonders. Dabei sollten wir bedenken, dass Gefühle oft stärker sind als die Vernunft. Deshalb lohnt es sich zu fragen: Was lenkt dich und worauf solltest du achten?

Was leitet dich oder uns heute?

Aus der Gehirnforschung wissen wir, dass der Mensch mehr von Emotionen als vom Verstand geleitet wird. Das merken wir besonders bei Gefahr. Dann wird oft die Ratio ausgeschaltet. Oder in Zeiten von längerem Stress wird plötzlich alles mühsam und schwer. Deshalb müssen wir unsere Gefühle ernst nehmen. Es ist keine gute Lösung, Gefühle auszublenden, da sie uns dennoch unbewusst zu etwas hin oder von etwas weglenken. Sichtbar wird dies beispielsweise auch beim Verbleib in einer Anstellung, wobei oft das Betriebsklima entscheidender ist als Boni, tolle Büros usw. Stehen wir Menschen also im Spagat zwischen Gefühlen und Verstand? In den letzten zwei Jahren, seitdem sich das Covid-Virus weltweit ausgebreitet hat, ist das Gefühl der Unsicherheit und Angst deutlich gestiegen. Googelt man, was das vorherrschende Gefühl unserer Gesellschaft ist, dann taucht zuerst Unsicherheit auf, und als Zweites Angst. Beides sind toxische Gefühle, die uns ganz leicht gefangen nehmen oder lenken.

Angst ist ein negatives Gefühl, das leider oft zur Manipulation eingesetzt wird, auch vom Feind.Angst kann uns unglaublich lähmen oder zu irrationalen Handlungen führen.

Der Löwe nutzt dies bei der Jagd. Er brüllt, wodurch das Beutetier wie gelähmt und damit unfähig ist, richtig zu handeln. Doch wir als Christen müssen uns nicht von Gefühlen wie Angst und Unsicherheit leiten lassen.

Mein Bruder hat seine Frau nach dreißig Jahren Ehe aufgrund von Covid verloren. Ein echter Verlust! Wie gehen wir mit solchen Erlebnissen und den daraus resultierenden Emotionen um? Verkriechen wir uns aus lauter Angst? Oder wie lernen wir, trotz solcher tragischen Erlebnisse nicht in die Isolation abzudriften? Aus verschiedenen Gründen verlieren wir geliebte Menschen, teils bereits in jungem Alter. Jeder Tod, gerade einer nahestehenden Person, wirft Fragen auf: Wohin geht es? Ist jetzt alles zu Ende? Der Erfolg im irdischen Leben kann diese Fragen nicht verdrängen, denn auch dieser geht mit dem Tod zu Ende. Mir fällt auf, dass gerade die junge Generation zum Thema Ewigkeit viele Fragen hat und es nicht zulässt, dass diese wichtigen Fragen vom Materialismus verdrängt werden. Dass die Menschen ohne Christus von einer Todesfurcht geplagt werden, ist verständlich. Was nach dem Tod kommt, weiß keiner im Detail, und das schafft viel Unsicherheit. Was ist der Tod aus biblischem Verständnis? – Letztlich eine Trennung. Es ist nicht einfach der Stillstand des Herzens, der alles Denken und Schaffen zu Ende bringt. Er trennt die Seele vom Leib, er trennt Beziehungen, er isoliert Menschen, weil nach dem Tod keine Kommunikation mehr mit dieser Person möglich ist.

Zudem trennt der Tod unsere Sinne, mit denen wir mit dieser sichtbaren und fühlbaren Welt verbunden sind. Wir werden ab diesem Zeitpunkt für das Irdische wie abgeschaltet. Viele Menschen wollen vielleicht gerade deshalb in dem irdischen Leben so viel reisen und dabei so viel wie möglich sehen und erleben.

Was treibt uns eigentlich?

Die Angst, dass wir etwas verpassen könnten? Dass wir etwas nicht erlebt hätten? Oder die Tatsache, dass unser irdisches Leben ein Ende hat? Unsere Gesellschaft will möglichst nicht mit dem Tod konfrontiert werden. So werden die alten Menschen in Altenheime abgeschoben. Paulus kannte diese Berührungsängste nicht, obwohl er schreibt, dass er oft in Todesgefahr war (2.Kor 1,10). So sagt er in Philipper 1,23: „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein“. Wenn es aber heißt, hier zu bleiben, dann möchte er die Frucht seiner Arbeit sehen. Lust abzuscheiden – war er lebensmüde? – Nein, denn er hat den Tod nicht gesucht. Er hat drei Schiffbrüche überlebt (2.Kor 11,25), dazu viele äußere und innere Kämpfe. Es gibt aber für Paulus zwei Welten! In Epheser 2 und anderen Stellen zeigt er auf, dass wir Bürger einer irdischen Welt sind, aber gleichzeitig auch mit Christus an himmlischen Örtern leben. „Denn unser Bürgerrecht ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Retter erwarten, …“ (Phil 3,20). Wenn wir dies ernst nehmen, heißt das, dass wir Doppelbürger sind: Wir haben ein irdisches und ein geistliches Bürgerrecht. Ignorieren wir eines davon, erleiden wir Schaden. Die Schweiz beispielsweise lässt ein Doppelbürgerrecht zu. Wer dies hat, weiß, wann er welches Bürgerrecht zu seinem Vorteil einsetzt! „Denn die, die solches sagen, zeigen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen. Und wenn sie an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgezogen waren, so hätten sie Zeit gehabt zurückzukehren. Jetzt aber trachten sie nach einem besseren, das ist nach einem himmlischen“ (Hebr 11,14–16a). Laut Vers 16 ist das himmlische Bürgerrecht klar das bessere. Warum? – Es ist nicht zeitlich, sondern ewig, kennt keine Schwachheiten oder Krankheiten, Versorgungsängste und vieles andere mehr gehören dann der Vergangenheit an! Die ganzen Kämpfe in einer gefallenen Welt sind zu Ende. Lesen wir das gesamte Kapitel der Glaubenshelden (Hebr 11), dann sagen sie, dass wir Fremdlinge auf dieser Erde sind (V. 13), unser wahres Zuhause also im Himmel ist. Somit geht es Paulus nicht darum, hier auf Erden glücklich zu sein oder möglichst lange zu leben, sondern er beschreibt dieses Leben als ein Leben im Zelt, als keine feste Bleibe! Ein Zelt ist nur ein kurzzeitiger Schutz. Darin sind wir mit Jesus unterwegs, um möglichst viel Frucht zu bringen. Paulus sieht sein wahres Zuhause in der anderen, himmlischen Welt (2.Kor 5). Dies ist der Ort, wo er ein Haus hat, eine feste Bleibe mit Geborgenheit und Sicherheit!

Markus Germann

ist Gesamtleiter im Glaubenszentrum